Perry Stroika schreibt: "'Secret lovers undercover on the DL.' Das Wort, das der Rapper R. Kelly bekannt machte, ist seit Mitte der 90er Jahre zum hippen Namen einer Subkultur geworden, in der afroamerikanische und Latino-Männer mit anderen Männern Sex haben, ohne sich als schwul oder bisexuell zu definieren. 'Keep it on the down low' heißt dabei so viel wie: 'häng es nicht an die große Glocke'. Der Vorwurf, hier handle es sich nur um eine neue Version des Closets [~ Verstecks], trifft jedoch nur halb: 'D.L. Brothers sind sich oft nicht unsicherer über ihre Sexualität als jeder andere.' Eine eindrucksvolle Reportage über das Doppelleben on the Down Low veröffentlichte das New York Times Magazine Anfang diesen Monats. Doch kaum wurde D.L. breiteren Kreisen bekannt, setzte auch schon eine Hexenjagd der Medien ein, bei der D.L. als 'bedeutsame Brücke für die Übertragung von HIV an heterosexuelle Frauen' dämonisiert wurde. Selbst die linksalternative Village Voice sprach von der 'neuen schwarzen sexuellen Idenität' als 'möglichem Inkubator von Aids'. Gleichzeitig sind Präventionskampagnen, die sich ohne jede moralische Wertung an die neue Zielgruppe mit der neutralen Bezeichnung 'Men who have Sex with Men' (MSM) richten, bigotten Zensurmaßnahmen ausgesetzt. Kolumnist Keith Boykin sieht folgerichtig in der Kampagne gegen den 'Down Low' nicht die Sorge um die weitere Ausbreitung einer Epidemie am Werk, sondern die üblichen rassistischen Klischees über 'lüsterne schwarze Männer', die sich an unschuldigen Frauen vergehen und deren eigener Aids-Tod niemanden kratzt."