Wieder mal Rassismus bei etuxx.com?

bearbeitet von clandestino am 15.10.2003 15:40 Uhr
Rassismus Rosa schreibt: Etuxx.com, ein angeblich linkes schwules Internet-Fanzine, kann es nicht lassen. Nachdem im Februar 2001 ihre Webseite wegen des rassistischen Artikels "Bürlyn is in GERMANY" schon einmal gehackt und komplett gelöscht wurde – die Redakteure hatten sich trotz inständigem Bitten geweigert, die Seite offline zu stellen –, treten dort nach wie vor rassistische Haltungen zutage. Nicht etwa von irgendwem, sondern aus dem Kreis der Redakteure selbst. Auch wenn diese Äußerungen dort durchaus keinen Konsens darstellen, gehören sie bei etuxx.com zum festen und geduldeten Meinungsspektrum.
Jüngster Fall: eine Diskussion über das Kopftuch muslimischer Frauen. Eingeleitet durch einen spannenden Artikel von Amir Taheri, der zeigte, dass der Koran gar keine feste Bekleidungsordnung vorschreibt, mündete die Debatte jedoch schon bald in pauschalen Hasstiraden gegen den Islam:
"Säkulares Bemühen, lieber FB, muss heute in der Tat primär gegen den Islam sich richten, da der Islam aktuell die wirkungsmächtigste und unter humanistischen Gesichtspunkten verheerendste aller Religionen ist! Der Islam ist ein weltweiter Agent der Reaktion."
So Redakteur Sascha B., der Religionen für weltgeschichtliche Akteure hält. Wir müssen ab diesem Tag wohl Marx umschreiben: Nicht die Menschen machen ihre Geschichte selbst, sondern die Religionen. Zu einer Presseerklärung der Humanistischen Union, die die Freiheitsrechte einer wegen ihres Kopftuchs mit Berufsverbot belegten Lehrerin aus Baden-Württemberg verteidigt, schreibt Sascha B.:
"Auf Parteierklärungen hirnloser Kulturalisten haben wir hier gerade noch gewartet. Ist der Begriff 'humanistisch' nicht gesetzlich geschützt? Nein, ist er nicht? Schade aber auch. Apropos 'Berufsverbot': ich erwarte dringend ein Bekenntnis von Frau Ludin und ihren HinterMÄNNERN zum Pluralismus und zu den Menschenrechten... Tja, so leicht wird ein Pseudo-Humanismus zum Anti-Humanismus."
Nun, was bedeutet nochmal Kulturalismus? Kulturalismus ist eine Form des Neo-Rassismus, die Kollektive nicht durch ihre vorgebliche Rassenzugehörigkeit definiert, sondern anhand von wesenhaften, unveränderlichen kulturellen Merkmalen. In diesem Sinne ist nicht die Humanistische Union, die sich für Glaubensfreiheit und die Trennung von Staat und Kirche einsetzt, kulturalistisch unterwegs, sondern Sascha B., der den Islam für eine unveränderliche Wesenheit hält. Dieses kulturalistische Denken führt dazu, dass nicht etwa nur den islamischen Mullahs im Iran, sondern einer ganzen Religion und allen ihren Angehörigen unterschiedslos der Kampf angesagt wird, ob sie nun eine fundamentalistische oder eine liberale [2] Religionsauffassung vertreten.

Da Sascha B. selbstverständlich nicht Untergrundkämpfer im Iran werden möchte, denunziert er stattdessen islamische BürgerInnen und MigrantInnen hierzulande, deren Eltern, Großeltern oder sie selbst mehrheitlich aus einem ultrasäkularen Staat stammen: der Türkei. Er schert sich auch kein bisschen um die Tatsache, dass Muslime hierzulande rassistisch ausgegrenzt und angefeindet werden und er sich daher, ob er es will oder nicht, in den Kontext der Kampagne um Bewahrung einer "deutschen Leitkultur" stellt.

So wehrt sich Sonia, eine Kopftuch tragende Muslimin, gegen die Tatsache, dass sie von etuxx.com zu einer Feindin erklärt wird, mit den folgenden Worten:

"Ich finde es als Muslimin, die Kopftuch trägt, sehr traurig dies zu lesen. Ich verstehe nicht, wie ein kleines, harmloses Kopftuch zum medialen Dauerbrenner wird. Persönlich trage ich das Kopftuch, weil ich mich nicht unter den gesellschaftlichen Zwang drängen möchte, dem Schönheitsideal nachzueifern, sondern um als intellektuelle Frau ernstgenommen zu werden. Es ist also nicht mehr als eine Identitätsfrage und es hat sicherlich keine politische Ambitionen. Abgesehen davon, dass man, bevor man ein Urteil fällt, sich doch ein Gesamtbild verschaffen sollte."
Doch das ist offenbar etwas viel verlangt: andere Leute für ihre persönliche Entscheidung zu respektieren, eine Religion zu wählen und ihre Identität durch einen besonderen Kleidungsstil zum Ausdruck zu bringen. Die Forderung nach unbedingtem Respekt scheinen manche eben nur für sich selbst gelten lassen zu wollen. Alles andere ist wohl eine Abstraktionsstufe zu hoch. Statt dessen Hetze zu jeder Gelegenheit, etwa im "Info-Perlen" genannten Nachrichtenarchiv von Etuxx:
Der Friedensnobelpreis... geht in diesem Jahr an Schirin Ebadi. Und damit erstmal herzlichen Glückwunsch und grossen Respekt: an eine verdammt mutige Anwältin und Menschenrechtlerin im Iran, die der Überzeugung ist, dass Islam, Humanismus und Demokratie miteinander vereinbar seien und dass das wesentliche Problem in der Überwindung des inhärenten patriarchalen Systems liege. Aus europäischer Perspektive muss aber wohl daran erinnert werden, dass die Zivilisierung einer Religion noch immer Verdienst der radikaleren unter ihren GegnerInnen war. (Sascha B.)
Sascha B. scheint sich als deutscher Herrenmensch ernsthaft dazu berufen zu fühlen, Muslime zu "zivilisieren". Und setzt gleich in der nächsten Nachricht, völlig ohne Zusammenhang mit dem Thema, noch eins oben drauf:
Postmoderne rulez o.k.? (sb) - "Mit einem toten Revolutionär kann man es ja machen", kommentierte der "Tagesspiegel" den allerneuesten Wahnwitz "verkrampfter" (R. Herzog) Jungreaktionäre: Die "Junge Union" Berlin-Reinickendorf hat den "provokant-revolutionären Che-Look" als T-Shirt-Motiv entdeckt und Guevara zu ihrem Ehrenmitglied ernannt ("Würde Che noch leben - er wäre ganz bestimmt bei uns eingetreten."). In Zeiten, da angebliche Linke meinen, den Islam verteidigen zu müssen, ist offenbar auch so etwas möglich. Der Idiotie des "Anything Goes" sind offenbar keine Grenzen mehr gesetzt.
Offenbar sind auch der Idiotie von Sascha B. bei Etuxx keine Grenzen mehr gesetzt. Wenn es so weiter geht, wird sich das Internet-Portal ernsthaft darum bemühen müssen, sämtliche Sicherheitslöcher zu stopfen. Sonst könnte es sein, dass die Webseite wie schon vor zweieinhalb Jahren von rassistischer Hetze bereinigt und mit antideutschen Parolen verschönert wird...

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Und weil's wiederholt zu Verwirrungen kam: Pippi Langstrumpf ist ein anonymer Account unter dem jedeR posten kann.