Siegessäule, halt's Maul!

bearbeitet von Danny Ocean am 05.11.2003 11:24 Uhr
Rassismus Perry Stroika schreibt: Der 65. Jahrestag der Reichspogromnacht wird in Berliner Homosexuellentreffpunkten feierlich mit der Parole "Türken raus!" begangen. Die sich als "Gemeindeblatt der Szene" verstehende Siegessäule belieferte 700 Kneipen, Saunen und Clubs frei Haus mit diesem Spruch, der in Riesenlettern auf ihrem aktuellen Cover prangt. Eigentlich, so munkelt man, sollten türkische Lesben und Schwule von ihren weißen Patronen damit bloß zum Coming-out "ermutigt" werden ("Türke, raus!"). Doch in Deutschland ist der Appell, sich einer identitär verfassten Zwangsgemeinschaft anzuschließen, nun einmal von einem Pogromaufruf nicht zu unterscheiden. In einer Presseerklärung fordert das whk "die sofortige Einsammlung der verteilten 43.000 Exemplare". Die Siegessäule hingegen ist sich sicher, dass sie den Geschmack ihres Publikums getroffen hat, und kommentiert daher: "'Türken raus!' – ein Spruch, den ihr sicher schon lange auf eurem schwullesbischen Stadtmagazin lesen wolltet."

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siegessäule halt`s Maul (Score:4, Insightful)
von wirebird am 28.03.2004 3:23 Uhr (#1856)
User #306 Info
Der Artikel bringt auf den Punkt,was das eigentliche Problem an diesem Artikel ist:nicht der alte "bewährte" rassistische Spruch, sondern die paternalistische Mannier und kolonialanrüchige HerrInnentalität mehrheitsdeutscher Queerer. Leider ist festzustellen, dass auch linke queere von solch einer Mentalität gefeit sind. Bestes Beispiel sind Leute aus dem SO36, die der Meinung sind,entweder ihr, Lesben und Schwule migrantischer Herkunft, tönt unseren versteckten Rassismus nicht lauthals heraus, passt euch uns an, seht zu, wie ihr die Konsumwünsche unseres Gayhane-Publikums erfüllt und somit unsere Kassen füllt oder ihr kommt nicht rein.
Re:siegessäule halt`s Maul (Score:4, Insightful)
Ich muss zwei Sachen korrigieren: ...Herrinnenmentalität... und ...dass auch linke queere vor solch einer Mentalität nicht gefeit sind.... Veranstaltungen wie Gayhane haben sich leider auch als unwirtliche Orte für nicht-deutsche Lesben und Schwule erwiesen. Das haben v.a. die TürsteherInnen vom Dienst reichlich unter Beweis gestellt. Nicht nur "verdächtig" aussehende nicht-deutsche "Heteros"-woran die auch immer als solche erkennbar sein sollen- werden dort an der Tür abgewiesen. Was immer die sogenannten Hausverbote für nicht-deutsche Lesben und Schwule den SO36ern bedeuten mag: Sie haben den den Touch einer "Erziehungsmaßnahme", veraten aber auch eine undurchdachte verfehlte Türpolitik, bei der einerseits Heteros bedingt hereingelassen werden sollen, andererseits aber nicht-deutsche Queere offen diskriminiert und vielmehr Ausschlüsse entlang des "fremden" Aussehens reproduziert werden. Kleinhalten-Wollen und Machtausüben! Sind doch gerade Eingänge, Türen, Tore und Grenzkontrollpunkte immer wieder Aushandlungsorte von rassistischen Ausschlusspraktiken! Andererseits lebt doch gerade Gayhane von der exotisierten und fetischisierten Anwesenheit von "orientalischen" und anderen Lesben/Schwulen/Transgenders. Nur scheint es, dass diese selbst konsumierbar sein, jedoch keine eigenen Bedürfnisse bekunden sollen. "Nun Ja, wir wollen nicht p.c. sein", kommentierte einst einer der Türsteher nach einem Hinweis auf deren paradoxe Türpolitik. Wenn ihr nicht p.c. seid, dann dürften doch auch Heteros in eure als schwul-lesbisch reklamierte Tanzveranstaltung ohne grosse Probleme reingehen. Macht weiter so und ihr verjagt euer schwul-lesbisches Stammpublikum und somit die Attraktion eures un-p.c. marktgerechten Tanzvergnügens!!!