Delete Partisan.net!?

bearbeitet von zeank am 19.02.2004 10:30 Uhr
Rassismus gigi schreibt: Die wohltemperierte Kritik der Antifaschistischen Gruppe im Prenzlauer Berg (AGiP) an der Initiative Becklash hat die MacherInnen der Plattform Partisan.net, die beide Projekte hostet, zu einer Abmahnung veranlasst – nicht etwa gegen jene völkischen Feministinnen und ihren männlichen Anhang, die sich für rassistische Sondergesetze und eine Erhöhung der Abschiebequoten engagieren. Nein, mit Kündigung bedroht werden diejenigen, die dem nationalen Feminismus, der aus dem Schoß des ehemaligen "Sozialistischen Doitschen Studentenbundes" (SDS) hervorgekrochen war wie zuvor die braunen Kameraden Dutschke, Mahler und Rabehl, eine klare Absage erteilten. Mit unnachahmlicher Idiotie denunzieren die ehemaligen SDS-Genossen dabei neben der AGiP auch Karl Müller, Redakteur der Internetzeitschrift Trend, als Faschisten, weil er der SDS-Kampagne das Offenkundige bescheinigte: ihren Rassismus nämlich. Zusammen mit der Chipkartenini, die "Becklash" gleichfalls zu kritisieren wagte, wird ihnen nun ernstlich vorgeworfen, "den Schulterschluss mit Islamisten (zu) proben". Den solcherart Diffamierten kann man nur empfehlen, sich schnellstmöglich eine andere technische Plattform zu suchen, bevor sich das Partisan.net, seiner angestammten Tendenz folgend, in einen offenen Querfront-Server verwandelt hat.

Update: Partisan.net deletes SDS-Website!

Kansas: 17 Jahre für gleichgeschlechtlichen Sex | 200 Jahre Kant  >

  

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Das Kleingedruckte: Die folgenden Kommentare bekunden die Meinung derer, die sie gepostet haben. (Punkt)
Und weil's wiederholt zu Verwirrungen kam: Pippi Langstrumpf ist ein anonymer Account unter dem jedeR posten kann.
Der doitsche Feminismus (Score:1)
von abdel kader am 19.02.2004 13:27 Uhr (#1100)
User #133 Info | http://www.twokmi-kimali.de/texte/si-ueber_das_elend_im_stud.htm | Last Journal: 02.08.2004 19:45 Uhr
Wird auch im Kampf für die deutsche Arbeit zusammengeschweisst, wie das folgende Plakat [teamarbeit...schland.de](von Alice Schwarzer und Verona Feldbusch) zeigt.

Jeder ist so viel wert wie er verdient, jeder verdient so viel er wert ist.

(Horkheimer/Adorno)

Hier ist ein Interview [www.taz.de] mit Fereshta Ludin in der Taz, ist ganz interessant zu lesen.


Warum kann man nichts mehr in das Kommentarfeld hineinkopieren? Bei mir kommt dann immer "lameness filter", "trollalarm", ich würde einen -selbstgeschriebenen- Kommentar aber gerne posten.

Jeder ist so viel wert wie er verdient, jeder verdient so viel er wert ist.

(Horkheimer/Adorno)

Hm, ob ich jetzt wohl ein Geheimnis verrate, wenn ich sage, dass wir bestimmte Stichwörter gesperrt haben, um unseren Anti-MG-Troll, der ohnehin immer dasselbe schreibt, am Posten zu hindern? Ich kann die Stichwörter leider nicht nennen, weil dann bei mir selber der Filter zuschlägt. Aber vielleicht drücke ich es mal so aus: Abspaltung einer Religionsgemeinschaft mit fünf Buchstaben. ;-)

"Manche meinen rinks und lechts kann man nicht velwechsern. Werch ein Illtum!" (Ernst Jandl)

Der Filter ist wieder raus. Der hatte das ja sowieso rausgefunden.

@abdel kader: kannst jetzt posten!

"Die Zeit heilt alle Wunder" (Wir sind Helden)

Danke Zeank! (Score:3, Insightful)
Diese Initiative hat ja wohl wirklich ein Rad ab. Der Ruf nach der Abschiebung ist wirklich der Ruf nach dem starken Staat und verbessert die Lebenssituation von migrantischen Frauen überhaupt nicht und bekämpft auch Sexismus keineswegs, sondern will ihn nur nicht im schönen, aufgeklärten Deutschland haben. Wenn diese Abschiebepolitik wirklich so konsequent durchgeführt werden würde und sich auch auf diejenigen „deutschen Blutes“ beziehen würde und Rassismus, Sexismus und Antisemitismus über die Ausweisung geregelt werden würde, dann ware Deutschland wohl so dicht besiedet wie die Antarktis. Es ist unglaublich dumm der Agip zu unterstellen, sie wäre auf der Seite des politischen Islam. Es gilt wohl Moslem=Islamist und es ist ein riesiger Fortschritt wenn kopftuchtragende Frauen ( die mit Religion nichts am Hut haben müssen, wie dieser Artikel [nadir.org] zeigt) Berufsverbot bekommen. Besser kann frau der patriarchalen Familie nicht entfliehen.


Und dann dieser autoritäre Duktus „falls ihr die Geschichte der Linken in Deutschland nicht kennt“ (die kennt man auch besser nicht). Wes Geistes Kind die „SDS-VeteranInnen“ sind zeigt das folgende Zitat aus dem Brief an die Agip
„Ihr versteckt euch hinter eurem gruppennamen, schießt also aus dem anonymen heraus, ähnlich dem von euch zitierten KukKluxKlan. Von daher erschließt sich nicht, welche herkunft oder geschlecht ihr habt. Da ihr im prenzlauer berg beheimatet seid, kennt ihr vermutlich nicht allzu viele migrantinnen“. Oh Schreck nur ein Gruppenname, da weiß man ja gar nicht ob das nun „echte Deutsche“ oder echte Frauen sind und ohne eine derartige biologische Klassifikation lassen sich die Aussagen von Menschen wohl nicht bewerten. Migrantinnen bewerten darf anscheinend nur, wer auch viele kennt, so wie die vorbildlichen „mein bester Freund ist Ausländer und deshalb kann ich auch p/maternalistisch seine Interessen vertreten“ Multikulti-Deutschen. Obwohl häufig psychologisierende Begriffe wie Projektion fallen, haben die PartisanInnen das Verhältnis von Projektion und Rassismus und Antisemitismus wohl nicht verstanden. Das belegt das Zitat aus dem Brief an den Trend-Redakteur:
„Der Witz ist doch, dass Antisemitismus auch wunderbar ohne reale Juden funktioniert, es reicht, wenn sie imaginiert werden können. In den deutschen Ostländern leben vielleicht insgesamt 500 Juden, wenn's hoch kommt, aber der Antisemitismus ist dort wesentlich virulenter als selbst in Frankfurt/M, wo es die bekannten Probleme mit Häuserspekulanten gab, die jüdischer Herkunft waren.“ Die letzten Worte widerlegen doch den anfänglichen Satz, mit der Behauptung es gab „Probleme“ mit „Häuserspekulanten jüdischer Herkunft“ in Frankfurt. Ignatz Bubis war zwar ein „jüdischer Finanzkapitalist“ und ein „Problem“ aber wir als aufgeklärte Deutsche AkademikerInnen schlucken unsere antisemitischen Ressentiments halt runter. Der Satz ist so furchtbar, dass mir schlecht wird. Nicht nur, dass die „jüdische Herkunft“ hier überhaupt als relevant betrachtet wird, sondern dass „die Juden“ immer ein „Problem“ sind.

Im jüdischen Museum Berlin ist eine Videoinstallation zu dem „Vorfall“ in Frankfurt, der Genosse „Roter Dani“ wird dort auch interviewt.

Jeder ist so viel wert wie er verdient, jeder verdient so viel er wert ist.

(Horkheimer/Adorno)

Re:Danke Zeank! (Score:3, Interesting)
Tja, bei den einen heißt es "kriminelle Ausländer raus" und die Initiative sagt: "Sexistische Ausländer raus". Da wird nicht geklärt, was für einen Quatsch sich Sexisten so denken, sondern der Staat als Mittel begriffen, quasi dessen Gewalt geliehen, um dem identitären Feminismus materielle Geltung zu verschaffen.


Das Problem liegt m.A. nach in dem Widerspruch in dem man sich als Kritiker befindet. Einerseits weiß man um die falschen Verhältnisse und den sie affirmierenden Ideologien, dem "dazugehörigen" falschen Bewusstsein. Andererseits sind die Möglichkeiten, diesen Zustand grundlegend zu verändern nicht gegeben, die brutalen Resultate jedoch trotzdem da und unerträglich. Solche Tanten wie Frigga Haug würde ich dazuzählen. Die hat ja schon mal was von materialistischer Gesellschaftskritik gehört.

Wenn einem dann die zugegebenermaßen mühselige aber langfristig richtige Arbeit, Gesellschaftskritik zu verbreiten, zu ville und unbefridigend ist, weil der Laden nicht besser wird, dann gibt's eigentlich nur zwei Möglichkeiten, diesem Zustand abzuhelfen.

a) Im konkreten Fall kann man militante Frauengruppen bilden, Selbstverteidigung erlernen und Sexisten in die Eier treten. Dadurch gibt's zwar nicht weniger Sexisten, aber eine gewisse Prävention.


b) oder man beginnt, statt selbst Gewalt auszuüben, sich welche zu leihen von der deutschen Staatsgewalt ... und macht damit den Bock zum Gärtner. Einerseits, weil man - in diesem Fall zumindest - damit notwendig auf ein Staatsbürgerschaftsrecht rekurrieren, sich positiv zu ihm stellen muss und damit eigentlich schon - in Deutschland in der Regel immer - voll im Rassismus drinnen steckt. Andererseits wendet man sich an die Instanz, die die Ursache für Sexismus doch erst setzt! Mit der Familienpolitik, welche die Frau qua ihrer biologischen Voraussetzungen zur Reproduktionsmaschine für den nationalen Nachwuchs degradiert, wird doch der naheliegende Schluss erzeugt, dass die eh nur für Herd und Ehebett taugen. Aber mit der Staatskritik war es bei den 68er und anderen Linken eh nie weit her. Ist das ein Wunder, dass so ein Käse dabei rumkommt?!

I don't give a fuck about your war... or your president! Kurt Russel in "Escape from New York"

Re:Danke Zeank! (Score:2, Interesting)
Oh Borst, die Wirklichkeit ist viel platter. Du täuscht dich, wenn du glaubst, dass die Intiatorinnen von Becklash wie z.B. das Grünenmitglied Halina Bendkowski je vorgehabt hätten, Gesellschaftskritik in materialistischer Absicht zu üben. Staat, Verfassung, Demokratie und bürgerliche Zivilgesellschaft gehören für die zu den höchsten Idealen, die sie kennen. Und natürlich auch die Ehe. Bendkowski hat sich jahrelang im konservativen "Lesben- und Schwulenverband" dafür engagiert, endlich ihre Lebensgefährtin heiraten zu dürfen, weil das doch eine Sache der "Menschen- und Bürgerrechte" sei. Staatliche Familienpolitik wird von ihr nicht etwa als Teil der biopolitischen Zurichtung von Frauen verstanden. Nein, wo denkst du hin: die Ehe ist für sie ein angestammtes Menschenrecht!

Halina Bendkowski ist so ziemlich die dümmste Nuss, die mir je untergekommen ist. Du unterstellst ihr gesellschaftskritische Motive, die sie nie gehabt hat. Und was Frigga Haug angeht, so bin ich mir nach ihrem letzten Interview in der taz [www.taz.de] so gut wie sicher, dass sie das Ganze lediglich aus alter SDS-Fahnentreue unterschrieben hat. Denn dort behauptet sie, um sich herauszureden, ernsthaft, dass der Vorschlag, frauendiskriminierende Migranten auszuweisen, nur eine humoristische Provokation gewesen sei, ähnlich wie Jonathan Swifts Ersuchen, das Armenproblem in England durch die Aussetzung und gebührenpflichtige Erschießung von Kindern zu lösen. Das ist eigentlich die härteste Kritik an der Becklash-Initiative, die ich bisher gelesen habe, wenn auch nur zwischen den Zeilen formuliert, da man sich im Zombie-SDS offenbar gegenseitig kein Haar krümmt...

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Re:Danke Zeank! (Score:1)
Die Antwort [partisan.net] von Bendkowski auf die Chipkartenini ist in Bezug auf Rechtsidealismus usw. sehr entlarvend...

Nebenbei angemerkt: Hat der/die WebsitebetreuerIn vom SDS noch nicht bemerkt, dass die Seite u.U. total unlesbar ist? Das ist zusätzlich auch noch ein schlimmer Schriften- und Farben-Brei.

I love eastern philosophy. It's... it's metaphysical and redundant. Abortively pedantic. (W. Allen, Bananas)

Re:Danke Zeank! (Score:2)
Das stimmt. Mir ging es auch tatsächlich nur um die paar linken Menschen dort, die mal was von Kapitalkritik (u.a. wohl die PDS-Frau Christina Schenk oder eben Frigga Haug) gehört haben. Gerade bei solchen kann man immer wieder beobachten, wie oberflächlich die Ansätze materialistischer Gesellschaftskritik dort daherkommen, wie rudimentär sie sind - und: wie wenig die vom Staat wissen, wie idealistisch sie ihn betrachten.

Diese Art linke affirmative Interventionspolitik für "die gute Sache" begegnet einem doch häufiger als man denkt, nicht wahr? Erinnern wir uns an Thomas Uwer/Thomas v.d. Osten-Sacken, die die Bundesregierung als Mittel für ihre "guten" Zwecke im Irak angeschrieben haben! Aber das ist wieder ein anderes Feld und wurde hier zur Genüge diskutiert.


Aber noch einmal zu Dir Gigi: Wenn Du eh weißt, dass diese Leute Staatsfreunde und -idealisten sind, dann ist die Empörung darüber, dass die für Abschiebungen sind, mir nicht so verständlich! Wenn die Staat und Recht im Allgemeinen und Staatsbürgerschaftsrecht im besonderen an sich für eine super Sache halten, dann ist diese Position konsequent. Was sie natürlich nicht weniger beknackt macht aus unserer Sicht, wenn wir den Staat mitsamt seinem AuslG kritisieren! Die Empörung bei dem Beispiel "becklash" macht für mich nur vor dem Hintergrund Sinn, dass es sich dabei um linke Kritiker handelt, die den deutschen Staat als einen Superselbstbedienungsladen für ihre Zwecke sehen.

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Bei der Person Alice Schwarzers nicht weiter verwunderlich, sie liefert ja auch solche "Hinweise" (Ausschnitt Emma-Editorial 1/2004 [www.emma.de]):
Das Psychogramm des 1956 geborenen Michel Friedman, dessen Spirale von Selbstdarstellung, Selbstgerechtigkeit und Machtrausch sich immer schneller gedreht zu haben scheint (zusätzlich gepuscht von Drogen), wäre nochmal ein eigenes und sicherlich höchst aufschlussreiches Kapitel. Aber selbstverständlich kann er nicht mit einer strengeren Elle gemessen werden als all die anderen. Dennoch schmerzt es besonders, dass ausgerechnet er, der zu einer Menschengruppe gehört, die die Mechanismen der Entmenschlichung aus eigenster und schmerzlichster Erfahrung kennt, nun seinerseits so selbstverständlich eine andere Menschengruppe entmenschlicht: die Frauen. Und es ist eine bittere Pointe, dass ausgerechnet dieser Sohn polnischer Eltern sich Osteuropäerinnen liefern ließ.

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Debatte auf partisan.net um Islam, Rassismus usw. (Score:3, Informative)
von Pippi Langstrumpf am 19.02.2004 14:22 Uhr (#1104)
Ich war ein bisschen an dieser Debatte beteiligt und hatte dabei auch einen Beitrag auf trend.partisan.net verfasst.

Aber ich sehe mit Missvergnügen, in welcher Form diese Debatte jetzt (im partisan-Netz) eskaliert, weil die Art des Hochkochens das Affirmieren durchgeknallter Positionen erleichtert. (Das bedeutet NICHT, dass ALLE vertretenen Positionen durchgeknallt seien.) Die Kontrahenten beißen sich gegeneinander an Positionen fest, wobei vieles Problematische aus dem Blickfeld gerät.

Ich war und bin strikt gegen die Aktion, welche die "Becklash"-Initiative vorschlägt, da m.E. die Verknüpfung der Frage der Frauenrechte (ein Anliegen, das ich teile) mit der Frage des Aufenthaltsrechts (dessen "Versagung" m.E. illegitim sind, zumal Linke sich dabei an den Staat anhängen) hoch problematisch ist. Das bedeutet nicht, dass ich gegen das erklärte Grundanliegen wäre - jedenfalls sofern es nicht nur als Aufhänger dient, um Linken ein gutes Gewissen geben, wenn sie die schöne zivilisierte BRD von barbarischen Ausländern rein halten wollen.

Diese Gegnerschaft zur "Becklash"-Initiative (auf der Ebene der vorgeschlagenen Handlungen) bedeutet nicht, dass man m.E. als Linke/r für ein Bündnis mit dem Islamismus sein könnte. Vielmehr ist letzterer als eine politisch-religiöse Ideologie (reaktionär-totalitärer Prägung) zu bekämpfen. Aber erstens sollte man nicht alles durcheinander werfen und Islamismus (als politische Bewegung), Islam (als "Alltagsreligion") und reine Traditionen aus der Herkunftsgesellschaft von Immigranten als ein und dieselbe Sache behandeln. Es handelt sich um ganz unterschiedliche Dinge, wobei die Übergänge zwischen ihnen fließend sein können. Und zweitens sollte man nicht den Islamismus auf eine Weise bekämpfen wollen, die ihn noch stärker macht. Ausgrenzungs-, Arbeitsverbots- und Schulverweis-Maßnahmen ändern nichts an problematischen (weil anti-emanzipatorischen) Ideen, welche Leute im Kopp haben. Aber sie können diese Ideen in den Rang einer Widerstandsideologe erheben. Und nur soziale Integration und nicht Desintegration, Prekarisierung und Ausgrenzung von Leuten können das Anliegen der Emanzipation befördern. Soweit meine Divergenzen zu den Leuten, die sich jetzt im "members.partisan.net" äußern.

Zum Anderen finde aber auch Positionen, die jetzt im "trend.partisan.net" ausgedrückt werden, problematisch. Beispielsweise den Begriff des "Antiislamismus". Ich halte ihn als Kritikinstrument für untauglich, da er zwei unterschiedliche Sachen potenziell (vielleicht vom Urheber unbeabsichtigt) miteinander vermengt. Nämlich die Bekämpfung der ideologischen Strömung des
Islamismus einerseits - das ist richtig und notwendig! - und den Kampf gegen den Rassismus, der unter dem Mäntelchen der Islamkritik daher kommt, andererseits.

Auch denke ich, dass die Kritik der Antifa-Initiative aus dem Prenzlauer Berg teilweise ungeschickt ist ('"fight SDS", obwohl der SDS seit 1970 nicht mehr existiert und seiner "Ehemaligen" in ganz unterschiedliche Richtungen auseinander gegangen sind, so dass der damalige SDS nun wirklich nix dafür kann) und teilweise über das Ziel hinaus schießt.

Angesichts der Eskalation der Debatte und ihrer konkreten Form, sitze ich jetzt ein bisschen mit dem Arsch zwischen den Stühlen. Aber das ist ja manchmal der beste Ort, wo man sich befinden kann.

Kritikwürdig bei denen, die im partisan.net (ohne zu unterzeichnen) auf die Prenzlberg-Antifa geantwortet haben, finde ich namentlich, dass sie sich jetzt auch explizit für die "französische Lösung" stark machen. Das ist in meinen Augen als linke Position, zumal in der BRD, falsch, weil:

1) diese "Lösung" der konservativen Regierung in Frankreich selbst höchst umstritten ist und von fast der gesamten Linken, auch der strikt gegen den Islamismus opponierenden!, wegen der gewählten Mittel (Ausschluss nicht von Lehrerinnen, sondern von Schülerinnen!) strikt abgelehnt wird;

2) die Voraussetzungen in der BRD absolut nicht dieselben sind: Frankreich ist ein - unvollständig - laizistischer Staat (was im Grundsatz absolut verteidigenswert ist, auch aus Sicht der linken Gesetzes-KritikerInnen), die BRD ist nun wirklich kein laizistischer Staat.

3) Wie andere, übersehen auch diese Leute den feinen Unterschied, über den die konservative Regierung sich mal locker hinweg gesetzt hat: Historisch ist der laizistische Anspruch in Frankreich ein Anspruch AN DIE INSTITUTION. Die Institution Schule hat neutral zu sein und die Kinder nicht religiös zu indoktrinieren, sondern völlig unabhängig von ihrer jeweiligen Herkunft zu empfangen, damit sie mit unterschiedlichen Einflüssen konfrontiert werden und sich ihre "Weltanschauung" (religiöser, philosophischer Art) selber aussuchen können - jedenfalls im Idealbild. Mit dem jetzigen Gesetz, republkanisch-autoritärer Provenienz, tritt aber eine grundlegende Änderung ein: Das Gesetz wird zum Anspruch, den DIE INSTUTION an die Kinder stellt, und verwandelt sich im Konfliktfall zum Ausschlussinstrument. Das hat aber mit den Intentionen der Gesetzgeber von 1905 (als in Frankreich Staat und Kirche getrennt wurden) nichts mehr zu tun! Deswegen stimmten auch absolut eingefleischte Laizisten wie die Mehrheit der KP-Fraktion, die allerdings in dieser Frage gespalten war, gegen das jetzige Gesetz!

Pikant finde ich (dies aber nur am Rande), dass die "Becklash"-Mitstreiterin und Vielschreiberin Gudrun Eussner noch vor Jahresfrist in schrillen Texten den französischen, etatistischen "republikanischen Nationalismus" unumwunden als angeblichen "Faschismus" geißelte - jetzt aber ein Gesetz, das eine Umsetzung des autoritären Republikanismus reinsten Wassers bedeutet, völlig kritiklos und ohne es zu problematisieren bejubelt. Die Kritik von Linken am autoritären republikanischen Nationalismus hatte sich ja historisch u.a. und gerade an der Frage des Ausschlusses durch die Institution Schule festgemacht. Die Intellektuellen, die den (grob gesagt) sozialdemokratischen und linkspatriotischen Ex-Innenminister Jean-Pierre Chevènement (vor einem Jahr war er für Gudrun Eussner noch ein angeblicher "Faschist") zur politischen Figur aufbauten, waren ja jene, die 1989 den historisch ersten Schulausschluss rechtfertigten. Etwa Régis Debray, Pierre-André Taguieff usw. Das wurde damals schon von Linken heftig kritisiert. Der damalige Schulausschluss-Fall, jener von 1989 in Creil, war übrigens offen rassistisch motiviert: Der betreffende Schuldirektor in Creil war später konservativer Abgeordneter und verhandelte 1997 in seinem Wahlkreis mit Jean-Marie Le Pen. Die "republikanischen" Intellektuellen waren damals für diesen Ausschluss, aber aus anderen Gründen und mit anderer Legitimation.

Ich möchte wirklich niemandem vorschreiben, bestimmte Positionen einzunehmen, und niemandem bestimmte Positionen verbieten. Aber BITTE, BITTE, ein bisschen Kohärenz (= Stimmigkeit, innere Logik) sollte schon sein! Also entweder handelt es sich um Faschismus (was ich nicht glaube), oder aber es handelt sich um die staatliche Sicherung der Emanzipation (was ich auch nicht glaube). Vielleicht auch keins von beidem. Aber beides auf einmal - da klemmt's!

      Bernard
Hallo Bernhard!

Ich muss Deiner Einschätzung hinsichtlich des Laizismus und Deiner Gut/Schlecht-Einteilung doch entschieden widersprechen oder anders gesagt, der Staat als laizistischer kommt mir da viel zu freundlich bei weg. Du verfällst in einer "immer noch besser als"-Logik, andere sprechen von der "kleineren Übel"-Logik.

Du schreibst: [...] Frankreich ist ein - unvollständig - laizistischer Staat (was im Grundsatz absolut verteidigenswert ist, auch aus Sicht der linken Gesetzes-KritikerInnen),[...]
Wie andere, übersehen auch diese Leute den feinen Unterschied, über den die konservative Regierung sich mal locker hinweg gesetzt hat: Historisch ist der laizistische Anspruch in Frankreich ein Anspruch AN DIE INSTITUTION. Die Institution Schule hat neutral zu sein und die Kinder nicht religiös zu indoktrinieren, sondern völlig unabhängig von ihrer jeweiligen Herkunft zu empfangen, damit sie mit unterschiedlichen Einflüssen konfrontiert werden und sich ihre "Weltanschauung" (religiöser, philosophischer Art) selber aussuchen können - jedenfalls im Idealbild. Mit dem jetzigen Gesetz, republkanisch-autoritärer Provenienz, tritt aber eine grundlegende Änderung ein: Das Gesetz wird zum Anspruch, den DIE INSTUTION an die Kinder stellt, und verwandelt sich im Konfliktfall zum Ausschlussinstrument. Das hat aber mit den Intentionen der Gesetzgeber von 1905 (als in Frankreich Staat und Kirche getrennt wurden) nichts mehr zu tun! Deswegen stimmten auch absolut eingefleischte Laizisten wie die Mehrheit der KP-Fraktion, die allerdings in dieser Frage gespalten war, gegen das jetzige Gesetz!


Die laizistische bürgerliche Schule ist keine solche, die einfach mal sympathisch "Kinder empfängt". Auch sie indoktriniert, nur eben nicht religiös, sondern mit nationalen Ansprüchen. Und da gibt es sehr wohl Ansprüche VON der Institution. Nämlich ein wohl erzogener Staatsbürger zu sein, Dich der Autorität, den Noten, dem Lehrplan etc. zu beugen. Im Prinzip wird doch "nur" die staatsbürgerliche Erziehung in der Schule reformuliert, modifiziert. Das hat in Frankreich Auswirkungen auf die kopftuchtragenden Teenager, keine Frage. Aber ich würde das nicht als einen Widerspruch zum Laizismus sehen! Gerade wenn man sich einmal überlegt, wer denn die Religionsfreiheit gewährt! Dass derjenige, der die Freiheit der Religionsausübung qua seiner Gewalt gewährt auch bestimmt, wie weit sie zu gehen hat, ist konsequent. Da gibt's m.A. allerdings kein besser oder schlechter, sondern nur ein "so" und "so" Scheiße. Wobei ich nicht bestreiten will, dass manchmal ein Haufen größer ist als der andere...;-)

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Habe Deine Ausführungen mit Interesse gelesen und würde Dir bei sehr vielen Punkten zustimmen. Richtig ist, zwischen dem französischen und dem deutschen Staat zu differenzieren. Grundlegend zustimmen würde ich auch bei der Aussage, dass es sowohl darum gehen muss, Islamismus als auch Rassismus der Mehrheitsgesellschaft anzugreifen.

Verwundert war ich unlängst allerdings, als ich Deine Unterschrift unter einem Aufruf gegen das Kopftuchverbot in Deutschland las

( www.trend.partisan.net/trd0204/ neinzumkopftuchverbot.pdf )

Selbstverständlich ist das Verbot in Deutschland allein deshalb kritikabel, weil es nicht aus grundsätzlichem Laizismus gespeist ist, wie die Ungleichbehandlung von Islam und Christentum zeigt.
Gestört habe ich mich also nicht an Deiner Ablehnung des Kopftuchverbots, sondern vielmehr daran, dass Du einen Aufruf unterschreibst, der folgenden Passus enthält:

"Wie das Zentrum für Christlich-Islamische Studien in Wien feststellte, hat der so genannte
„Krieg gegen den Terror“ seit dem 11. September 2001 zu einer Zunahme von antiislamischem Rassismus und
gewalttätigen Übergriffen auf Muslime in der gesamten EU geführt. Die Hysterie über die angebliche Gefahr eines
islamischen Terrorismus in Deutschland entbehrt jeglicher Realität und bekommt durch die Debatte über ein
Kopftuchverbot neuen Stoff."

Mir geht es in der Ablehnung dieser Passage weniger darum, dass ich bisher recht wenig von gewalttätigen Übergriffen gegen Muslime seit dem 11. 9. gehört habe - es mag an meinem auf Deutschland verengten Horizont liegen, dass ich dass ich die Behauptung für ein Gerücht halte;- lasse mich aber auch gerne eines besseren belehren.

In höchstem Masse ärgerlich finde ich aber den Satz:
"Die Hysterie über die angebliche Gefahr eines
islamischen Terrorismus in Deutschland entbehrt jeglicher Realität und bekommt durch die Debatte über ein Kopftuchverbot neuen Stoff."

Es gibt nun aber mal islamistische - ich würde sie auch islamfaschistisch nennen - Terrorzellen, die Anschläge auf jüdische Einrichtungen planen. In dem genannten Satz wird doch wieder alles zusammenschmissen: die rassistisch aufgeladene Hetze gegen muslimische Migranten und das ganz reale Phänomen des Islamismus sowie islamistischer Terroristen.

Blödsinn ist es selbstverständlich, dass das prospektive Ziel islamstischer Terrorzellen der deutsche Staat ist. Nur leugnet der von Dir unterschriebene Aufruf eine islamistische Bedrohung - also auch die Bedrohung von Jüdinnen und Juden in Deutschland - schlechthin.
Wie kommst Du da drauf, dass nichtstaatliche Islamfans, die ihrer Vorstellung einer ideellen islamischen Gesamtgesellschaft mittels militanten Aktionen Nachdruck verleihen wollen, es nicht auf den deutschen Staat abgesehen haben könnten? Bin Laden macht ja genau so eine Vorstellung auf...

Auch wenn Schily und Beckstein, dies zum Anlass nehmen, ihre "Sicherheits"politik zu fahren, so erscheinen solche Aktionen schon möglich.

I don't give a fuck about your war... or your president! Kurt Russel in "Escape from New York"

Lieber Borst,

Ja, Du hast Recht, dass der von Dir zitierte Satz ärgerlich ist; ich hätte ihn auch so nie verfasst. Ich habe mich schon andernorts (im Labournet.de), wo's auch eine längere Debatte gab und der Aufruf zuerst veröffentlichte wurde, dazu verhalten: Das Anliegen ist OK, aber die Begründung ist schlecht und eindimensional.

ja, es gibt (kleine) radikal-islamistische Gruppen, die Gewalt ausüben; hier in Frankreich hatten wir Bombenanschläge im Sommer und Herbst 1995. Wesentlich schlimmer noch ist die breitere und weniger genauer definierbare "alltagsideologische" Strömung, die Gewalt gegen Juden oder auch gegen Schwule legitimiert. Das gibt unter reaktionären Vorzeichen auch in einem Teil der Einwanderungsbevölkerung. Die Kritik daran muss unbedingt aufrecht erhalten bleiben.

Dem Vorredner (oder der Vorrednerin?) möchte ich auch Recht geben, der oder die meinte, auch der laizistische Staat sei noch eine kritikwürdige Veranstaltung. Zwar indoktriniere er die Kinder nicht mit Religion, wohl aber z.B. mit Patriotismus. Na klar, stimmt vollkommen! Mein Vergleich (BRD / F) war halt auf die Frage der Religion, bzw. der Trennung der Schule von derselben, beschränkt. Allein darum ging's.

Im Zweifel finde ich religiöse Indoktrinierung besonders gefährlich, weil man dem, was "von Gott kommt", grundsätzlich nicht diskutieren und widersprechen kann. Von Menschen gemachte Einrichtungen kann man wenigstens "im Prinzip" noch diskutieren. Allerdings verfügt der Staat gerade mit dem Patriotismus über eine Art säkularer Ersatzreligion, die sich auch nicht wirklich in Frage stellen lässt. Auch davon halte ich selbstredend nix Gutes.

Ciao,
    bernard
Ah sorry, die Antwort galt nicht Borst (der als letzter geschrieben hatte), sondern Pippi. Hab' mich nur vertan. - bernard
"... der Frage der Frauenrechte (ein Anliegen, das ich teile) ..."

Von "Frauenrechten" zu sprechen, setzt ein komplett bürgerliches, ja sogar postbürgerliches Weltbild voraus. Denn zum einen kann Rechte nur ein Staat gewähren. Du bist nur insoweit Rechtssubjekt, als du Gegenstand staatlicher Herrschaft bist. Im Begriff der "Frauenrechte" ist also der Appell an den bürgerlichen Gewaltmonopolisten bereits zur Grundlage der eigenen Politik gemacht worden. Das demonstriert "Becklash" ja auch äußerst konsequent, indem es nicht nur ZuwanderInnen, sondern auch der AGiP drohend das Bekenntnis zur "freiheitlich-demokratischen Grundordnung" abverlangt.

Der Begriff der Frauenrechte im Besonderen ist aber zugleich postbürgerlich, weil er nicht mehr von universellen Rechten ausgeht, die dem einzelnen Individuum zukommen, sondern von solchen, die der Staat bestimmten Kollektiven wie "den Frauen", "den Schwulen" oder "den Schwarzen" zuschreibt. Mit Begriffen wie "Frauenrechte" oder "Schwulenrechte" wird die Sortierung von Menschen in einzelne Spezieskategorien nicht nur affirmiert, sondern sogar ins Ontologische überhöht. So wird implizit davon ausgegangen, dass "Schwulenrechte" als "Errungenschaften des Westens" universalisierbar seien, obwohl die Praxis, Menschen in Kategorien wie "lesbisch" oder "schwul" einzuteilen, in Wirklichkeit der Effekt einer Normierung ist, die selbst im neuzeitlichen Europa nicht hinter das Jahr 1800 zurückreicht.

Deswegen verstehe ich nicht, wie "Frauenrechte", "Schwulenrechte" – und wenn man so in dieser Weise weiterredet vermutlich auch "Judenrechte" – dir als Anliegen erscheinen, das man von diesen völkischen Feministinnen übernehmen sollte!?

"Manche meinen rinks und lechts kann man nicht velwechsern. Werch ein Illtum!" (Ernst Jandl)

Gut, ich berichtige die Formulierung: statt "Frauenrechte" lese "das Anliegen, gegen die Unterdrückung der Frauen zu kämpfen". Ist wohl tatsächlich besser ausgedrückt.

b.
Das mit der Rechtskritik teile ich. Das mit dem postbürgerlichen eher nicht. Meine Behauptung ist, dass der bürgerliche Rechsstaat, der gerade von persönlichen Voraussetzungen abstrahiert genau seine Schranke in

1.) dem eigenen Territorium bzw. fremden Staatsgewalten findet. Resultat: AusländerG o. Staatsbürgerschaftsrecht oder

2.) dem vorgefundenen biologischen Unterschied (Frauen können Nachwuchs zeugen, der wichtig ist für den Staat)

findet und sich da einstellen muss. Solange die nicht überwunden sind (z.B. durch Klonen hinsichtlich Schranke 2) dürfte es kein Widerspruch sein von gleichen staatlich gewährten Rechten für Menschen wie von Frauen zu sprechen. Einen solchen bürgerlichen Idealstaat, wie Du ihn dir vorstellst, also die komplette Abstraktion jeglicher personeller Voraussetzungen ist ein Gedankenspiel und ignoriert die konkreten Umsetzungen der bürgerlichen Ideale der Freiheit und der Gleichheit in einer Staatenvielfalt.

I don't give a fuck about your war... or your president! Kurt Russel in "Escape from New York"

es geht einfach darum, dass bürgerliche emanzipationsbewegungen ihren kampf bisher immer als forderung nach gleichen rechten für alle betrachtet haben. das einfordern von sonderrechten für einzelne volksgruppen bzw. segmente der bevölkerung ist dagegen ein spezifikum postbürgerlicher bewegungen, die eher die vision eines hierarchisch gegliederten gemeinwesens vertreten als die bürgerliche sehnsucht nach einer gesellschaft der freien und gleichen.

"Manche meinen rinks und lechts kann man nicht velwechsern. Werch ein Illtum!" (Ernst Jandl)

Was sind denn dann bürgerliche Emanzipationsbewegungen?

I don't give a fuck about your war... or your president! Kurt Russel in "Escape from New York"

Das liegt doch auf der Hand, Borst. Z.B. die amerikanische Bürgerrechtsbewegung oder die Suffragettenbewegung für ein allgemeines Wahlrecht.

"Manche meinen rinks und lechts kann man nicht velwechsern. Werch ein Illtum!" (Ernst Jandl)

Ausgangspunkt jeder von Dir sog. postbürgerlichen Bewegung sind einzig und allein die Bürgerrechte. Ich finde den Unterschied aufzumachen etwas verwirrend. Auch z.B. die Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen benötigt den Rekurs auf die Gleichheit vor dem Gesetz. Aber ich will mich da nicht kloppen. Wenn's nur um einen analytischen Begriff geht und nicht um eine Wertung in "besser oder schlechter", dann geschenkt! (ansonsten nicht!)

I don't give a fuck about your war... or your president! Kurt Russel in "Escape from New York"

Du hast da wohl 'was falsch verstanden. Die Suffragettenbewegung und die amerikanische Bürgerrechtsbewegung sind Beispiele für bürgerliche Emanzipationsbewegungen. Postbürgerlich ist eher sowas wie "Becklash" oder die Schlesierbewegung.

"Manche meinen rinks und lechts kann man nicht velwechsern. Werch ein Illtum!" (Ernst Jandl)

ist mir jetzt erst aufgefallen (Score:2)
von derBorst am 21.02.2004 12:49 Uhr (#1206)
User #61 Info | http://www.junge-linke.de/ | Last Journal: 05.08.2004 22:26 Uhr
Aber den Dutschke als braunen Kameraden zu bezeichnen, geht wohl ein wenig an der Realität vorbei, oder? Oder meinst Du Gretchen Dutschke?

Es ist ja nicht zu bestreiten, dass Dutschke ein Verfechter von 68er antiimperialistischen Gedanken war, die weniger mit Imperialismuskritik, aber viel Volksbefreiungsemphatie zu tun hatte...darin gleich braune Soße zu sehen ist m.A. nach nicht eine logische Notwendigkeit...

I don't give a fuck about your war... or your president! Kurt Russel in "Escape from New York"

Dutschke kann zumindest als Nationalrevolutionär bezeichnet werden, der eine Räterevolution vor allem als "Transmissionsriemen" für die kommende Wiedervereinigung der Deutschen ansah.

"Manche meinen rinks und lechts kann man nicht velwechsern. Werch ein Illtum!" (Ernst Jandl)

ja, der Fehler der Dialektik von sozialer und nationaler Befreiung ist sicher bei dem vorhanden, aber Leute, die sowas gesagt haben, sind nicht notwendig Nazis. (auch wenn die Grenzen fließend sind)

I don't give a fuck about your war... or your president! Kurt Russel in "Escape from New York"

Re:ist mir jetzt erst aufgefallen (Score:4, Interesting)
Gretchen Dutschke [uni-bielefeld.de] sagt dazu Folgendes:
"Rudi Dutschke zu einem Fürsprecher einer nationalrevolutionären (oder linksfaschistischen) Bewegung zu machen ist eine absurde und bittere Verdrehung der Geschichte. Allerdings ist er nicht unproblematisch mit dieser Geschichte umgegangen. Er hat sich niemals mit den KZs auseinandersetzt, weder mit den sechs Millionen Menschen, die in Gaskammern umgebracht wurden, noch mit der Ausrottung eines Volkes, des Volks der Juden. Selbst schrieb er 1978: "So stellte sich mir die Frage nach den Verantwortlichen für den Zweiten Weltkrieg. Meine christliche Scham über das Geschehene war so groß, daß ich es ablehnte, weitere Beweisdokumente zu lesen und mich mit einer allgemeinen Erkenntnis zufriedengab: Der Sieg und die Macht der NSDAP, das Entstehen des Zweiten Weltkriegs ist von dem Bündnis zwischen NSDAP und den Reichen (Monopolkapital) nicht zu trennen." Wir können ihn verstehen, wir können ihn nicht entschuldigen. Wir können es nur nehmen, wie er es dargestellt hat, die Scham war zu groß."
Als Nationalist lässt er sich aber allemal charakterisieren, da ihm die Wiedervereinigung von Volk und Nation schließlich eine Herzenssache war. Ich denke, er hat da keinen Unterschied zu den Positionen der Vietcong gesehen, die ja auch genau das für "ihr" geteiltes Vietnam wollten. Drittweltbefreiungsnationalismus umgemünzt auf deutsch-industrienationale Verhältnisse.

"Every moral has a story and every story has an end" Ben Harper

Re:ist mir jetzt erst aufgefallen (Score:5, Interesting)
Eine Würdigung des Lebenswerks von Rudi D. aus dem Jahr 1981: DIE LEGENDE VOM GUTEN RUDI [gegenstandpunkt.com]

Zum Nationalismus innerhalb der Arbeiterbewegung: EIN FEHLER MACHT GESCHICHTE [gegenstandpunkt.com]
Rainer Langhans (Score:2)
Ganz interessant auch, dass der SDS bis heute dem Nazi Rainer Langhans [lexikon.idgr.de] als ehemaligem Genossen huldigt [partisan.net].

"Manche meinen rinks und lechts kann man nicht velwechsern. Werch ein Illtum!" (Ernst Jandl)

Re:Rainer Langhans (Score:1)
Habt ihr schon mal von dessen Big-Brother-Show [single-generation.de] gehört? Ich hab das mal gesehen, für seinen aus fünf Frauen bestehenden "Harem" kann das doch kein Spass sein den Typen den ganzen Tag zu ertragen.

Jeder ist so viel wert wie er verdient, jeder verdient so viel er wert ist.

(Horkheimer/Adorno)

Der lange Marsch in den Faschismus (Score:3, Informative)
von gigi (gigiNO@SPAMx-berg.de) am 22.02.2004 10:48 Uhr (#1239)
User #12 Info | http://gigi.x-berg.de/ | Last Journal: 15.08.2004 2:11 Uhr
Einer der drei InitiatorInnen der Becklash-Initiative ist der ehemalige SDS'ler, "aktive Gewerkschafter" und Kreuzberger Kiez-Lehrer Günter Langer. Eine kleine Recherche zu seiner Person ergibt folgendes Bild: Immer wieder legte sich Langer für seine zum Nationalsozialismus konvertierten Genossen aus dem SDS ins Zeug. Auf dem Benno-Ohnesorg-Kongress von 1997 sorgte er als Moderator dafür, dass der Eso-Faschist Rainer Langhans [lexikon.idgr.de] nicht, wie Jutta Ditfurth damals in einem Antrag gefordert hatte, des Raumes verwiesen wurde, sondern in aller Ruhe einen Vortrag halten konnte, der sich der Verherrlichung von Adolf Hitler als Inbegriff deutscher "Spiritualität" widmete.
Vor Eintritt in die Debatte verlas Günter Langer die in der Nacht zuvor beschlossene Erklärung, sie hatte folgenden Wortlaut: In Abwandlung des Spruchs der russischen Anarchistin Emma Goldmann "Wenn ich hier nicht tanzen darf, ist dies nicht meine Revolution", sagen wir: "Wenn hier nicht alle Protagonisten des Protestes vom 2. Juni 1967 teilnehmen dürfen, die es wollen, ist das nicht unsere Veranstaltung". (Quelle [partisan.net])
Ein Jahr später beteiligte sich Langer an der von Langhans organisierten Retro-Party "Ready to ruck? [partisan.net]", die auf der SDS-Seite mit einer eigenen Homepage beworben wurde. Gleichzeitig suchte Langer den politischen Dialog mit einem weiteren ehemaligen Weggefährten aus dem SDS, dem Neonazi und militanten Antisemiten Horst Mahler. In einem offenen Brief [partisan.net] an ihn, der sich auf der SDS-Seite archiviert findet, drückte er seine intellektuelle Wertschätzung gegenüber Rainer Langhans aus und versuchte diesen gegen Mahler auszuspielen, "denn Rainer diskutiert das Individuum, Du das Volksganze":
"Wenn ich Rainer richtig verstanden habe, glaubt er, unsere Mütter und Väter hätten Sehnsüchte gehabt, die für sich genommen völlig ok waren, wie z.B. der Wunsch nach Frieden und Freuden, der Wunsch nach Wohlstand und Sicherheit, der Wunsch nach Ordnung und Sauberkeit, der Wunsch nach Gemeinschaftlichkeit und Solidarität, der Wunsch nach Harmonie und Geborgenheit, nach Vertrauen etc. Fuer Rainer haben sich diese Ziele zur Spiritualität verdichtet. Das Spirituelle konnte von den Nazis aufgenommen und ins Reelle rückübersetzt werden, wenn auch in pervertierter Form. [...] Rainer will diese Sehnsüchte natürlich nicht pervertieren, sondern sie [sic!] zu ihren wahren Bedeutungen verhelfen. Indem dies geschieht, würden die Individuen in sich gestärkt und der Barbarei verloren gehen."
Ein Jahr später setzte Langer den Dialog mit Mahler in einem zweiten Brief [partisan.net] fort, der den Titel trägt: "Horst, warum hast Du Dein Privates nie revolutioniert?" Der Brief gipfelt im Vorwurf, der als "lieber Horst" Adressierte habe leider nie versucht, seine "von zu Hause aus patriarchal-autoritär gestrickte Charakterstruktur" zu verändern. Mit der typisch antiautoritären Küchenpsychologie der Alt-68er wird Mahlers rechtsexteme Wendung verständnissinnig seinen momentanen sexuellen Schwierigkeiten und einem nicht hinreichend überwundenen Konkurrenzdenken zugeschrieben: "Warum redest Du mit uns nicht über Dein gegenwärtiges Problem mit Deiner Freundin? Bist Du neidisch auf Ottos Erfolge?"

Angesichts dieses abgeschmackten Dialogs mit offenen Rechtsextremisten kam es ab 1999 in der Trend-Redaktion, der Langer damals noch angehörte, zum Bruch. Seitdem nutzt Langer jede sich bietende Gelegenheit, um als Vertreter des Partisan-Netzwerkes gegen den verbliebenen Trend-Redakteur Karl Müller zu hetzen. So wirft er ihm mangelnde Differenziertheit im Umgang mit den zum Neonazismus bekehrten SDS-Genossen vor und zeiht ihn, sich mit der "zerstörerischen political correctness" des autonomen Periodikums Interim "gemein" gemacht zu haben, das jeden konstruktiven Dialog mit Faschisten ablehnt:

"Worin besteht nun Müllers 'konsequente' Linie? In Ungenauigkeiten. Er bezeichnet Rabehls Auslassungen als 'völkisch-rassistische Ergüsse', ohne auch nur ein einziges Zitat zu bringen. Das ist auch kein Zufall, sind die Dinge doch etwas komplizierter. Mahler wiederum habe in einer Kontraste-Sendung gesagt, 'Hitlers Mein Kampf beinhalte substantielle theoretische Einsichten in den Gang der Geschichte', während er in Wirklichkeit davor warnte, etwas als falsch abzulehnen, nur weil Hitler das einmal als gut befunden habe." (Quelle [partisan.net]
Ob der permanenten Relativierung des faschistischen Gedankenguts seiner Ex-Genossen und der Unfähigkeit, sich von ihnen ein für allemal loszusagen, stellt sich die Frage, wie tief Langer bereits selbst in deren rassistisches Weltbild verstrickt ist. Die Initiative "Becklash" gibt darauf wohl eine erste, an Deutlichkeit kaum zu überbietende Antwort.

"Manche meinen rinks und lechts kann man nicht velwechsern. Werch ein Illtum!" (Ernst Jandl)